In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde über das Leitbild der Stadt hin zur CO₂-Neutralität abgestimmt. Wir stimmten zu, um eine Grundlage für konkrete Maßnahmen zu haben. Ablehnung gab es, für uns nachvollziehbar, weil die Maßnahmen als zu wenig weitreichend empfunden wurden. Ablehnung gab es auch, weil man keinem Leitbild zustimmen könne, das Menschen vorschreibe, wie sie zu leben und sich zu ernähren haben. Da könnte man sich zu Recht gegängelt fühlen – aber steht das denn auch im Leitbild drin? Wir fanden nur als einen von neun Punkten das Ziel der Förderung klimafreundlicher Lebensstile, dazugehörend auch nachhaltiger Ernährung. Fördern und vorschreiben sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge. Das Vertauschen beider Begriffe als Grundlage für die Ablehnung eines ganzen Maßnahmenkataloges ist ein Beispiel für den Schaden, den Strohmann-Argumente anrichten. Diese Scheinargumente verändern eine Aussage, die schwer anzugreifen ist, beispielsweise „Es wäre gut für Klima, Umwelt und Menschen, weniger Fleisch zu essen“ zu „Die Grünen wollen uns das Schnitzel verbieten“, wodurch man sich zu Recht in seiner Freiheit eingeschränkt fühlen könnte, wenn es denn stimmen würde. Wir alle fallen manchmal auf solche Scheinargumente herein, nutzen solche Taktiken vielleicht auch bewusst oder unbewusst. Förderlich für uns alle und unser gesellschaftliches (und wortwörtliches) Klima wäre es, uns das klarzumachen und zu den Sachargumenten zurückzufinden.
Niemand möchte euch ans Schnitzel
